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ETFs: Gewinnversprechende Anlagemöglichkeiten weltweit

Niedrige Gebühren, oft bessere Renditen als aktiv gemanagte Fonds und vor allem breit gestreut – ETFs sind beliebt, doch wie findet man die besten?

© Puwadol Jaturawutthichai | Shutterstock

Wenn in den vergangenen Jahren etwas permanent gestiegen ist am Finanzmarkt, dann war es neben einzelnen Werten insbesondere die Zahl der weltweit aufgelegten ETFs – im Jahr 2022 schrammte diese mit 9500 Stück nur knapp am fünfstelligen Bereich vorbei. In noch eindrucksvolleren Zahlen: Zum selben Zeitpunkt hatten Anleger rund neun Billionen US-Dollar in ETFs investiert.

Eine solche Summe kommt nicht von ungefähr, denn börsengehandelte Fonds, die einen Aktienindex nachbilden, können mit sehr niedrigen Gebühren überzeugen und enthalten meist Dutzende, oft sogar Hunderte Werte. Für Sie bedeutet das: Ihr Vermögen ist breit gestreut, und durch die positive Kostenstruktur bleibt am Ende auch mehr Ertrag übrig. Nicht zuletzt sind die Fonds gesetzlich geschütztes Sondervermögen und damit zum Beispiel vor einer Bankenpleite sicher. Hier soll es darum gehen, wie Sie unter den vielen ETFs gewinnversprechende herausfinden – von Kontinent zu Kontinent, unter Anleitung des Portfoliomanagers Dr. Andreas Beck und des Berliner Honorarberaters Holger Kuke.

Nordamerika: Attraktive Renditen und Chancen für ETF-Investoren

Fangen wir dort an, wo die Renditen in den zurückliegenden Jahren besonders hoch waren, auf dem nordamerikanischen Markt. Ein Beispiel: Der S&P 500, welcher die 500 größten Unternehmen der USA listet, konnte zum Stand Ende Februar in den zurückliegenden fünf Jahren um mehr als 80 Prozent an Wert gewinnen. Beim Nasdaq Composite mit 3000 Werten steht ein Plus von rund 110 Prozent. Zum Vergleich: Die Titel im DAX 40 legten im selben Zeitraum lediglich um 50 Prozent zu. Hinzu kommt: Der DAX ist ein Performance-Index, bei dem angenommen wird, dass Anleger ihre Dividenden sofort wieder in neue Papiere stecken. Rein auf die Kurse bezogen fiel der US-Vorteil also sogar noch größer aus.

Zu einem bedeutenden Teil lässt sich dieses Wachstum dem Technologiesektor zuschreiben. Holger Kuke kann sich eine Wirtschaft ohne Apple, Alphabet und Meta nicht mehr vorstellen: »Mittlerweile gibt es Tech-Unternehmen, die so stark sind, dass es fraglich ist, ob sie jemals wieder vom Markt verschwinden werden. Trotzdem gibt es durchaus eine Form der Blasenbildung.« Andreas Beck pflichtet ihm bei: »Für Anleger ist der US-Tech-Markt zuletzt unendlich teuer geworden. Das Beispiel der US-Tech-Riesen zeigt aber auch, dass manche Unternehmen umso mehr Standards setzen können, je größer sie werden. Wirtschaftshistorisch ist das eher ungewöhnlich. Ein Punkt, der für ein Investment in US-Firmen spricht, ist die hohe Rechtssicherheit, die das Land bietet. Das ist bei Schwellenländern so oft nicht der Fall.«

Beispiele

In den US-Markt können deutsche Anleger zu günstigen Konditionen einsteigen. So versucht beispielsweise der SPDR S&P 500 UCITS ETF (IE00B6YX5C33) den eingangs erwähnten Standard and Poor’s 500 so genau wie möglich nachzubilden und kostet Anleger lediglich 0,03 Prozent ihrer Investmentsumme pro Jahr. Dividenden schüttet der ETF aus. Der Xtrackers NASDAQ 100 UCITS ETF 1C (IE00BMFKG444) hat laufende Kosten von 0,2 Prozent und bildet den NASDAQ-100 mit US-Werten außerhalb des Finanzsektors nach.

Technologie-ETFs: Höchst zuverlässig in der Vergangenheit

Definition

Der Blick in den Rückspiegel ist in der Aktienwelt nicht alles – doch ist er die einzige Möglichkeit, Rückschlüsse auf die Zukunft zu ziehen. Technologie-ETFs haben sich im vergangenen Jahrzehnt besonders gut entwickelt.

Gewinner

Ein Beispiel: Der Xtrackers MSCI World Information Technology UCITS ETF 1C (IE00BM67HT60) konnte seinen Wert bei jährlichen Kosten von 0,25 Prozent zum Stand Ende Februar seit 2019 etwa verdreifachen. Mit diesem Fonds wird versucht, den Index MSCI World Information Technology nachzubilden. Entsprechend US-lastig ist der Fonds, allein die Papiere von Apple, Microsoft und NVIDIA machen knapp die Hälfte der Investmentsumme aus. Der Invesco Technology S&P US Select Sector UCITS ETF (IE00B3VSSL01) erzielte beim Versuch, den S&P Select Technology Index nachzubilden, ein Plus von rund 220 Prozent.

Aussichten

Heute ist der Technologie-Sektor im Vergleich zu seinen Gewinnen hoch bewertet, aber auch dominant. Andreas Beck warnt vor Branchen-ETFs: »Sie widersprechen der ETF-Idee.«

Lateinamerika: Potenzial und Risiken für ETF-Anlagen in der Region

Viel Potenzial, zu wenig daraus gemacht – nein, gemeint ist nicht die Karriere des brasilianischen Fußballstars Neymar Junior, sondern wie sich die Wirtschaft in Neymars Heimat entwickelt hat. Sowohl in Brasilien als auch den angrenzenden Staaten im Süden Amerikas.

Kuke: »Man sollte den politischen Faktor bei einer Anlage nicht unterschätzen. In den Staaten Südamerikas ist vieles wieder kaputtgemacht worden. Viele Probleme, die man eigentlich überwunden glaubte, sind wiedergekommen. Weil diese Länder dann instabil sind, werden sie von Investoren gemieden.«

Grundsätzlich lässt sich sagen, dass Beobachter, die dem südamerikanischen Markt noch vor zehn bis 20 Jahren eine wirtschaftliche Zukunft wie Asien bescheinigten, die Fähigkeit der Staaten überschätzten, mit ihrem Gewalt- und Bandenproblem fertigzuwerden. Zum anderen unterschätzten sie, wie schnell sich die Geburtenraten dieser Länder an das westliche Niveau angleichen könnten. Für überproportionales Wachstum fehlen dem Kontinent schlichtweg die Menschen.

Das soll nicht bedeuten, dass es südlich des Panamakanals nicht spannende Unternehmen gibt, der brasilianische Flugzeugbauer Embraer etwa ist in seinem Segment (mittelgroße Maschinen) weltweit führend. Doch in der Breite entwickelte sich der Markt enttäuschend.

Beispiele

Wer an eine Trendwende glaubt, findet im iShares MSCI EM Latin America UCITS ETF USD (Dist) Share Class (IE00B27YCK28) einen mit 0,2 Prozent laufenden Kosten günstigen Fonds, der vor allem auf brasilianische und mexikanische Papiere setzt. Schwierig ist es für deutsche Anleger, auf ETFs im inflationsgebeutelten Argentinien wie etwa den Global X MSCI (US37950E2596) zu setzen.

Europa: Rechtssicherheit und günstige Preise locken ETF-Investoren

Vielleicht muss man aber auch gar nicht in alle Welt schauen, um gut zu investieren. Denn allen schlechten Wirtschaftszahlen zum Trotz, die es in Deutschland ja gibt, haben Unternehmen und Investoren auch und gerade in Europa eine hohe Rechtssicherheit. »Wenn ich mir die deutsche Wirtschaft heute anschaue, dann ist es vor allem der Mittelstand, welcher im internationalen Vergleich sehr gut aufgestellt ist«, sagt Beck dazu. Und: »Deutsche Aktien sind im Moment zu sehr günstigen Preisen zu haben.«

Neben den nationalen Aktienindizes wie dem CAC 40 in Frankreich, dem WIG 20 in Polen und dem SMI in der Schweiz können Anleger über multinationale Indizes mit einem einzigen ETF den ganzen europäischen Markt abdecken. Bekanntester Index ist der EuroStoxx 50, mit Titeln aus dem Euroraum.

Beispiele

Investments in diesen Index sind mit niedrigen laufenden Kosten verbunden. Den Invesco EURO STOXX 50 UCITS ETF (IE00B60SWX25) gibt es etwa bereits für 0,05 Prozent pro Jahr. Schon schwieriger wird es für Anleger, wenn sie gezielt auf die aufstrebenden Staaten Osteuropas setzen möchten. Dann käme etwa der Amundi MSCI Eastern Europe Ex Russia UCITS ETF Dist (LU2090063160) infrage, der einen starken Fokus auf Polen (auch Ungarn und Tschechien sind darin vertreten) hat und mit 0,5 Prozent Kosten pro Jahr verbunden ist.

Bei den Themen der Zukunft ist nicht klar, was sich wie durchsetzt. Deshalb: Vorsicht bei Branchen-ETFs!

Holger Kuke, Honorarberater (holger-kuke-honorarberatung.de)

Afrika: Aufstrebende Märkte und politische Herausforderungen für Anleger

Noch wenig auf dem Schirm dürften Anleger den afrikanischen Kontinent haben. Einerseits wachsen Bevölkerung und Wirtschaft hier in schnellem Tempo, andererseits kann von Investitionssicherheit kaum die Rede sein: »Selbst bei wirtschaftlich stärkeren Staaten wie Südafrika stellt sich die Frage, wie stabil sie wirklich sind. Auch Ägypten ist zuletzt in eine Krise gerutscht«, ordnet Kuke ein.

Viele ETF-Anbieter haben sich deshalb entschieden, die politischen Risiken Afrikas mit der politischen Stabilität der Arabischen Halbinsel zu kombinieren.

Beispiele

Der Xtrackers MSCI EM Europe, Middle East & Africa Swap UCITS ETF 1C (LU0292109005) hat einen großen Anteil südafrikanischer Aktien, setzt zugleich aber auf die Vereinigten Arabischen Emirate und Saudi-Arabien. Einen stärkeren Fokus auf Afrika legt der Xtracker MSCI EM Africa Swap UCITS ETF 1C (LU0592217524), der neben Südafrika größere Pakete von ägyptischen, marokkanischen und kenianischen Papieren enthält. Beide Fonds kosten Anleger 0,65 Prozent ihres Investments pro Jahr.

Asien und Australien: Die Zukunft der Weltwirtschaft und ihre Auswirkungen

Gehen wir nun dorthin, wo sich künftig wohl am stärksten entscheiden wird, wohin sich die Weltwirtschaft bewegt, nach Asien. In der größten Volkswirtschaft des Kontinents, in China, ist die Situation paradox. Andreas Beck: »Zuletzt war NVIDIA mehr wert als der gesamte Hongkonger Aktienmarkt.«

Das heißt, die Anleger sehen derzeit vor allem Risiken in der Volksrepublik. Politisch könnte sich etwa die Situation rund um Taiwan zuspitzen. Die Gefahr, dass der Handel zwischen China und Deutschland zum Erliegen kommt oder gar Sanktionen ins Spiel kommen, sieht Experte Kuke derweil nicht: »Dafür sind die wirtschaftlichen Verbindungen zu eng, Unternehmen wie Baidu, Tencent und Shein zu etabliert. Man sieht das etwa am Thema der Uiguren, das zwar immer wieder aufkommt, aber nicht dafür gesorgt hat, dass sich Unternehmen ernsthaft überlegen, den Markt zu verlassen. Es gibt in China massive Probleme, etwa den insolvent gegangenen Immobilienkonzern China Evergrande. Andererseits ist der Markt aber auch extrem günstig bewertet.«

Beispiele

Eine breite Streuung auf dem asiatischen Markt ermöglicht zum Beispiel der Amundi MSCI EM Asia UCITS ETF EURO thes (LU1681044480), der den MSCI Emerging Markets Asia Index nachbildet und jährlich 0,2 Prozent der Anlagesumme kostet. Er hat sowohl die Volksrepublik als auch die Republik China (Taiwan) mit an Bord.

Fazit

Legen Sie den Schwerpunkt Ihrer Anlage in der Region, welcher Sie das größte Wachstum zutrauen. Sichern Sie sich mit ETFs auf weltweit aufgestellte Indizes ab (zum Beispiel MSCI World, MSCI Emerging Markets). Beschränken Sie sich zudem auf das Wesentliche: Da Aktien-ETFs Ihre Anlage ohnehin schon breit streuen, reicht eine Handvoll von ihnen aus.

Tipp: Auf lange Sicht kann sich Mut auszahlen. Niedrig bewertete Märkte gibt es auch jetzt noch einige.

Gehedgte Fonds: Chancen und Gefahren von gehebelten ETFs

Verbreitung

Zwischen Anlage und Spekulation gibt es grundlegende Unterschiede, doch recht häufig sind die Übergänge fließend. So zum Beispiel bei den gehedgten, zu Deutsch gehebelten ETFs. Diese bilden ebenfalls einen bestimmten Index nach, nutzen dafür aber auch Derivate, also abgeleitete Finanzprodukte, bei denen nicht der Basiswert in das Depot gelegt wird, sondern eine Wette auf dessen Entwicklung. Gehedgte ETFs gibt es auf praktisch alle großen Indizes, meistens mit einem x2-Hebel.

Performance

Weil sie positive Trends in ihrer Wirkung verstärken, haben sich gehebelte ETFs auf den US-Tech-Sektor besonders gut entwickelt. Risikobereite Anleger können damit auch in Zukunft von Trends gleich doppelt profitieren.

Gefahren

Was positive Ausschläge vergrößert, hat auf Ausreißer nach unten denselben Effekt. Entsprechend möchten wir Ihnen klar empfehlen, diese Form der ETFs gar nicht erst in das Portfolio zu nehmen. Hinzu kommt: Sie sind auch mit höheren Kosten verbunden. Nur für Zocker geeignet.