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Goldpreis auf Allzeithoch: Auswirkungen auf den Markt

Die einen schwören auf Gold, weil es Vermögen seit über 2000 Jahren gegen einen Wertverlust schützt, die anderen bevorzugen es eher als eine Art Lifestyle-Produkt.

© itti ratanakiranaworn | Shutterstock

Eigentlich ist die Welt für Sparer seit einiger Zeit wieder in Ordnung. Denn mit einer sicheren zehnjährigen Bundesanleihe kommt man aktuell auf eine Rendite von 2,43 Prozent, für Tagesgeld gibt es bis zu vier Prozent Zinsen, und die Inflationsrate sank im November auf 3,2 Prozent.

Da passt es eigentlich nicht ins Bild, dass der Goldpreis Anfang Dezember 2023 im asiatischen Handel mit 2143 US-Dollar pro Feinunze (1967 Euro) zeitweise auf ein Allzeithoch kletterte. Was bedeutet das für private Verbraucher, die auf Gold als sicheren Hafen für ihre Ersparnisse setzen?

Tatsächlich verkaufen zurzeit mehr Kunden Gold, als dass sie kaufen. Auf jeden Käufer kommen bei uns derzeit etwa zwei Verkäufer.

Christian Rauch, Geschäftsführer, Degussa Goldhandel

Goldpreis steigt: Warum immer mehr Kunden Gold verkaufen statt kaufen

»Tatsächlich verkaufen zurzeit mehr Kunden Gold, als dass sie kaufen. Viele nutzen die aktuellen Preise, um Kasse zu machen. Auf jeden Käufer kommen bei uns derzeit zwei Verkäufer«, sagt Christian Rauch, Geschäftsführer der Degussa Goldhandel.

Nach Einschätzung von Adrian Ash, Chefanalyst bei BullionVault, dem international größten Online-Goldhändler, sei es allerdings noch zu früh, um zu sagen, ob solche Gewinnmitnahmen bereits vorüber seien. »Aktuell ist die Zahl der deutschen Anleger, die bei uns Gold kaufen, höher als die Zahl derjenigen, die verkaufen. Mengenmäßig wurde allerdings mehr Gold verkauft als gekauft.«

Natürlich stellt sich da die Frage, worauf der Anstieg des Goldpreises zurückzuführen ist. Wichtigster Preistreiber dürfte vor allem die hohe Nachfrage der Zentralbanken – angeführt von China – sein. Nach einem Bericht des Nachrichtensenders ntv hat die chinesische Zentralbank zwölf Monate in Folge Gold aufgekauft. Dabei seien die Bestände der People’s Bank of China offiziell um etwa 200 Tonnen Gold aufgestockt worden. Berichten der Nachrichtenagentur Bloomberg zufolge habe China allein im Oktober 23 Tonnen Gold gekauft. Offiziell sei der Goldbestand damit auf 2215 Tonnen angestiegen.

Mit 8133,5 Tonnen Gold verfügen jedoch die USA weiterhin mit Abstand über die größten Goldreserven. Auf Platz zwei folgt mit 3352 Tonnen Gold Deutschland. Auf den ersten Blick mag das wie eine statistische Fußnote aussehen. Auf den zweiten Blick wird deutlich, dass man als Anleger nicht allzu viel falsch macht, wenn man den »Großen« ab und zu auf die Finger schaut.

Die Entwicklung des Goldpreises und alternative Anlagemöglichkeiten

Wer angesichts des aktuellen Goldpreises daran denkt, Gold zu kaufen oder zu verkaufen, fragt sich natürlich, wie sich der Goldpreis weiterentwickelt. Christian Rauch ist vorsichtig optimistisch: »Wir gehen davon aus, dass sich der Goldpreis 2024 oberhalb der Marke von 2000 US-Dollar bewegen und langfristig steigen wird.« Was bedeutet das für Privatanleger? Ist es da überhaupt noch sinnvoll, Gold zu kaufen? Wichtig dabei zu wissen ist: je kleiner die Menge des Edelmetalls, desto höher der Preis pro Gramm. So kostet ein Gramm momentan 75 Euro, wer aber ein Kilo für 61236 Euro kauft, kommt auf einen Grammpreis von 61,23 Euro.

Wie bei jeder Geldanlage gilt auch bei Gold: Im Einkauf liegt der Gewinn. Doch selbst für erfahrene Börsianer gilt das sogenannte Timing, also die Fähigkeit, den richtigen Zeitpunkt auszumachen, wann der Preis einen Tiefpunkt erreicht hat, um danach wieder anzuziehen, als eine Königsdisziplin, die kaum jemand beherrscht.

Als Lösung für dieses Problem bieten sich u.a. auch Goldsparpläne an. Dabei legt der Kunde regelmäßig einen Betrag – z.B. monatlich 50 Euro – in Gold an. Bei Degussa stehen beispielsweise Goldbarren (zehn Feinunzen), Krügerrand Goldmünze (zehn Feinunzen), 100 Gramm Goldbarren oder Goldbarren mit einem Gewicht von einem Kilogramm zur Auswahl. Das bedeutet, dass der Anleger mit seinen Sparraten einen langsam anwachsenden Teil des Barrens oder der Münze erwirbt. Der Rest des Barrens verbleibt im Eigentum der Degussa, bis der Sparer den Barren oder die Münze vollständig erworben hat.

Goldsparpläne im Vergleich: Kosten und Konditionen

Ein Goldsparplan ist mit physischem Gold hinterlegt. Für die Verwahrung und Versicherung des Edelmetalls fallen Kosten an. Hier sollten Verbraucher die Konditionen verschiedener Anbieter – dazu gehören sowohl Banken als auch Edelmetallhändler – vergleichen. Wir haben die Konditionen der Degussa Goldhandel für einen solchen Sparplan, der in drei Varianten angeboten wird, für Sie unter die Lupe genommen.

Drei Varianten

Bei der ersten Variante, dem sogenannten Goldabonnement, erwirbt der Käufer mit jeder Sparrate einen Miteigentumsanteil an einem bestimmten Barren oder einer Münze. Sobald er den Barren oder die Münze mit seinen Sparraten vollständig gekauft hat, werden dieser Barren oder die Münze dem Sammellager entnommen und entweder direkt an ihn oder zur Abholung in eine Degussa-Niederlassung ausgeliefert. Für die Auslieferung fallen 31,90 Euro an, für die Bereitstellung in einer Niederlassung 19 Euro. Während der Sparphase selbst fallen keinen Gebühren an. Doch Händler wie Degussa leben vor allem von der Differenz zwischen dem Kurs, zu dem sie Gold ankaufen, und dem Kurs, zu dem sie Gold an ihre Kunden verkaufen. Diese Differenz, die als Spread bezeichnet wird, bewegt sich bei den Degussa-Goldsparplänen zwischen 0,5 und einem Prozent.

Anders als bei einem Goldabonnement spart der Anleger bei der zweiten Variante, die die Degussa als Goldsparen anbietet, ohne ein konkretes Ziel. Hier geht es also nicht darum, mit regelmäßigen Sparraten einen bestimmten Goldbarren oder eine Münze zu erwerben, sondern um den regelmäßigen Kauf von Gold schlechthin. Dabei fallen Lagergebühren von jährlich 0,48 Prozent für die Verwahrung des Goldes an. Nach Angaben der Degussa werden bei dieser Variante jeweils auf 0,0001 Gramm genaue Miteigentumsanteile an einem 1000 Gramm schweren Goldbarren in einem Sammellager erworben. Die Auslieferung des Goldes ist hier ab einem Gewicht von 1000 Gramm möglich.

Die dritte Variante, das sogenannte Wertlagersparen, ähnelt dem Goldabonnement. Dabei spart der Anleger ein konkretes Ziel in Form eines Goldbarrens oder einer Münze an. Er erwirbt über die Zeit einen wachsenden Miteigentumsanteil an dem Goldbarren oder der Münze, die in einem Sammellager in Deutschland verwahrt werden. Ist das Sparziel erreicht, das heißt, der Anleger ist schließlich alleiniger Eigentümer des Barrens oder der Münze, werden der Barren oder die Münze aus dem Sammellager entnommen und in ein persönliches Wertlager des Anlegers kostenpflichtig eingelagert. Im Unterschied zum Goldabonnement hat der Anleger also hier keine Option, sich das Gold ausliefern zu lassen. Ein Verkauf ist hier nur an die Degussa möglich.

Der hohe Goldpreis hat dazu geführt, dass Privatanleger in Deutschland wieder mehr von dem Edelmetall verkaufen, als sie kaufen.

Adrian Ash, Chefanalyst, BullionVault

Goldsparpläne vs. Gold-ETCs: Kosten, Steuervorteile und Verfügbarkeit im Vergleich

Für die Attraktivität von Goldsparplänen dürfte bei vielen Anlegern das Gefühl ausschlaggebend sein, eine bestimmte Menge physischen Goldes selbst zu besitzen, über das sie gegebenenfalls unmittelbar verfügen können.

Alternativ zu physischen Goldsparplänen bieten Kapitalverwaltungsgesellschaften auch sogenannte Gold-ETCs (Exchange Traded Commodities) an. Dabei handelt es sich um Inhaberschuldverschreibungen, die für den Käufer einen Miteigentumsanteil an einer zentral gelagerten Goldmenge belegen. Im Unterschied zu Goldsparplänen ist bei solchen Zertifikaten die Auslieferung von Gold mitunter nicht vorgesehen. Es gibt jedoch auch ETCs, die diese Möglichkeit ab einer Mindestmenge bieten.

Neben diesem eher emotionalen Faktor gibt es aber noch weitere Punkte, bei denen einige Gold-ETCs mit Goldsparplänen gleichziehen. So sind Gewinne nach einer Spekulationsfrist von einem Jahr z.B. sowohl beim Xetra-Gold-ETC von der Deutschen Börse als auch beim Euwax Gold II von der Börse Stuttgart steuerfrei. Auf Veräußerungsgewinne fallen keine 25 Prozent Abgeltungsteuer plus Soli an. Dazu muss man wissen, dass dieses steuerliche Privileg lange Zeit lediglich beim Verkauf von physischem Gold galt.

Während einige Gold-ETCs also steuerlich mit Goldsparplänen gleichziehen können, dürften viele beim Thema Kosten die Nase sogar vorn haben. Hier geht es um Produktkosten, Provisionen, Depotgebühren und natürlich auch um die Differenz zwischen An- und Verkaufspreis, also den Spread.

Die Gesamtkostenquote wird z.B. beim Euwax Gold II mit null Prozent angegeben. Das Geld wird hier vor allem mit dem Spread (1,14 Prozent) verdient. Beim Kauf (und beim Verkauf) von solchen ETCs fallen Ordergebühren an, die von Bank zu Bank unterschiedlich sind. Bei den Depotgebühren für die Verwahrung der Zertifikate berechnen einige Banken unter bestimmten Voraussetzungen keine Gebühren.

Sicherheit und Lagerung von physischem Gold: Schließfächer und internationale Verwahrungsoptionen

Wer sich für physisches Gold – also Barren, Münzen oder Schmuck – entscheidet, steht vor der Frage, wie und wo er das gelbe Metall sicher lagert. Banken und private Dienstleister wie z.B. Trizor oder Degussa bieten für die Verwahrung von physischem Gold Schließfächer in speziell gesicherten Gebäuden. Ein kleines Kompaktschließfach mit den Abmessungen 4,5x31,5x9 cm kostet z.B. bei Degussa monatlich zwölf Euro. Für das größte Schließfach (30x38x25 cm) fallen 71 Euro pro Monat an.

Anleger, die ein Goldverbot wie 1933 in den USA fürchten, lassen ihr Gold darum mitunter im Ausland verwahren. So wirbt der Online-Goldhändler BullionVault nicht ohne Grund damit, dass der Kunde selbst wählen kann, ob das Gold in Zürich, London, New York, Singapur oder Toronto in einem Tresor gelagert werden soll.

Goldanalyse: Prüfung des Goldgehalts mittels Gewicht, Dichte und Röntgentechnik

Die Motive, warum Menschen Gold verkaufen, können höchst unterschiedlich sein. Seit einem Jahr gibt es z.B. eine Tendenz, dass vor allem Ältere ihr Gold verkaufen, um Strom- oder Gasrechnungen bezahlen zu können.

Andere wollen nach einer gescheiterten Ehe einen Schlussstrich ziehen, die alten Ringe einschmelzen und so zu Geld machen. Dabei sollte klar sein, dass ein Edelmetallhändler in der Regel lediglich für den Materialwert zahlt. Der ideelle Wert oder der Sammlerwert spielen keine Rolle.

Oft wollen viele aber gar nicht verkaufen. Sie lassen den Goldgehalt ihrer Erbstücke einfach nur prüfen. Degussa bietet dafür einen kostenlosen Service. Dabei werden verschiedene technologische Verfahren genutzt, um den Goldgehalt eines Schmuckstücks oder Barrens präzise zu bestimmen.

Um wie viel Gramm geht es eigentlich?

Meist steht am Anfang einer Analyse eine Präzisionswaage, mit der das Gewicht des Goldbarrens oder des Schmuckstücks in Gramm bis auf zwei Stellen hinter dem Komma ermittelt wird.

Diese Messung sagt allerdings noch nichts darüber aus, ob es sich tatsächlich um Gold handelt oder ob in dem Ring oder in der Kette noch andere Materialien verarbeitet sind.

Was bringt eine Masse-Dichte-Messung?

Darum wird in einem zweiten Schritt das Gewicht zusätzlich mit einer Präzisions-Dichtewaage überprüft. Mit dieser Messmethode kann der Dichtewert von Metallen mittels des sogenannten Archimedes-Tests bestimmt werden. Dabei wird das Schmuckstück oder der Barren sowohl in der Luft als auch im Wasser gewogen. Der Test beruht auf dem Prinzip, dass die Dichte eines Metalls seine Masse pro Volumeneinheit ist.

Da jedes Metall eine spezifische Dichte hat, kann man mithilfe dieses Tests die Identität der meisten Metalle ermitteln. Voraussetzung ist natürlich, dass das Schmuckstück oder der Barren massiv und nicht mit anderen Materialien gefüllt oder hohl ist.

Stunde der Wahrheit unterm Röntgengerät

Um eine solche Möglichkeit – also andere Materialien – auszuschließen bzw. deren Anteil zu bestimmen, wird das Objekt meist auch noch mit einem Röntgengerät geprüft.

Die goldene Münze mit einem Gewicht von 31,36 Gramm, die Spezialisten für uns unter die Lupe genommen hatten, bestand z.B. zu 77,76 Prozent aus reinem Gold. 14,28 Prozent des Materials, das einst für die Münze verwendet wurde, waren Silber. Zu 7,96 Prozent bestand die Münze außerdem aus Kupfer.

Die Daten, die mit dem Röntgengerät gewonnen werden, haben ganz konkrete Auswirkungen auf den Preis, den der Edelmetallhändler für Ihr Gold – z.B. für den Ring – zahlt. Multipliziert mit dem Gewicht, das mit der Präzisionswaage ermittelt wurde, ergeben die Prozentwerte dann nämlich, wie viel Gramm Gold, Silber und Kupfer zum aktuellen Marktpreis den Besitzer wechseln. In der Summe ergibt sich daraus der Ankaufspreis, den der Verkäufer bekommen würde.