Menü
Mit Leidenschaft recherchiert in Berlin

Kontaktlos Bezahlen: Bezahlen mit Karte oder Smartphone

Jeder Zweite zahlt kontaktlos. Das ist allemal hygienischer als mit Bargeld. Je nach Konto kassieren Banken aber kräftig Gebühren

© Mika Baumeister

Wie sieht es in Ihrem Portemonnaie aus? Vor fünf Jahren hatte jeder Deutsche im Schnitt 65 Euro Bargeld bei sich, heute sind es nur noch 50 Euro. Kein Wunder: Das Bezahlen mit Bargeld bekommt immer mehr Konkurrenz durch digitale Bezahldienste. Die meisten von ihnen haben ein „pay“ im Namen, das englische Wort für bezahlen. Der Hauptunterschied der vielen verschiedenen Anbieter: Es gibt Dienste für das Bezahlen im Laden und welche für das Onlineshopping.

Einfach die Girocard oder das Handy an das Kassenterminal halten und schon ist der Einkauf kontaktlos bezahlt – auf hygienischere Art als mit Scheinen und Münzen. Kein Wunder, dass immer mehr Kunden auf diese neue Art des Bezahlens setzen. Mehr als die Hälfte aller Zahlungen mit der Girokarte wurden zuletzt kontaktlos durchgeführt, so die Deutsche Kreditwirtschaft.

Für Einkäufe im Internet gibt es Dienste wie PayPal oder Paydirekt. Beim Online-Banking sind Überweisungen jetzt in Echtzeit möglich, und die eher jüngeren Kunden nutzen Smartphone-Apps für das mobile Banking. Mit ihnen hat man die Bank immer in der Tasche dabei.

Mit dem Smartphone an der Kasse zahlen

Wer im Laden mit dem Smartphone seine Rechnung begleichen will, braucht dazu eine Bezahl-App. Damit funktioniert das Handy wie eine EC-Karte. Statt dieser hält man an der Kasse sein Handy vor das Lesegerät.

Apple-Nutzer haben keine Wahl, auf ihren Geräten funktioniert nur „Apple Pay“ (gratis). Nutzer von Android-Geräten haben dagegen mehrere Optionen. Sie können die hauseigene Bezahl-App ihrer Bank nutzen oder „Google Pay“ (gratis) installieren. Dort kann man die eigene Bankverbindung hinterlegen – oder auch ein Konto bei Diensten wie Paypal. Vor Kurzem wurde zudem die App „Samsung Pay“ (gratis) auf dem deutschen Markt eingeführt, ein Angebot speziell für Samsung-Geräte.

Auch das Bonussystem „Payback“ hat in seiner App eine Bezahlfunktion, die u.a. bei einigen großen Handelsketten funktioniert.

Schließlich bieten auch Einzelhändler, z.B. Penny, Edeka und jetzt auch die Bücherkette Thalia, in ihren Kunden-Apps ein sicheres Zahlungssystem für ihre Geschäfte an. Es heißt „Scan & Go“ (auf Deutsch so viel wie „einscannen & los“) und funktioniert bei Thalia so: Sie wählen die gewünschten Artikel, scannen diese und packen sie in eine „Scan & Go“-Tragetasche. Mit der App den Kauf abschließen – fertig. Warten an vollen Kassen? Überflüssig! Direkt nach dem Kaufabschluss erhält der Kunde eine Bestätigungs-Mail für den Einkauf. Kurze Zeit später folgt dann auch die Zustellung der Rechnung (als Ersatz für den Kassenbon).

NFC-Funktion

Die Welt des Bezahlens und Einkaufens hat sich verändert. 50 Jahre nach Einführung der ersten Scheckkarten – dem Vorläufer der heutigen Girocard – wird Plastikgeld und bargeldloses Bezahlen immer beliebter.

Scheine und Münzen sind bei Einkäufen bis 50 Euro zwar das beliebteste Zahlungsmittel. Höhere Beträge begleichen die Deutschen aber vorzugsweise mit Karte, so eine Studie der Bundesbank. Insgesamt liegt der Anteil bargeldloser Zahlungen am Umsatz im Handel bereits bei 52 Prozent.

Am häufigsten wird dabei die Girokarte genutzt. 110 Millionen Karten sind im Umlauf. Sie haben einen fälschungssicheren Chip und stecken virtuell auch in vielen Handy-Apps. An der Kasse wird die kontaktlose Bezahlung dann per Nahfunk autorisiert. Doch wie sicher ist das?

„Die Nahfeldkommunikation (NFC) reicht nur wenige Zentimeter“, sagt Thomas Rienecker, Sprecher des Deutschen Sparkassen- und Giroverbands. Versehentliche Zahlungen im Vorbeigehen sind nicht möglich. Vor jeder Abbuchung muss das Terminal von der Kassiererin aktiviert und der Betrag vorgegeben werden.

Rund jeder zweite Deutsche hat bereits solche neueren Karten, die einen Funkchip für die sogenannte Nahfeldkommunikation (NFC) enthalten. Diese reicht nur wenige Zentimeter weit. Automatische Zahlungen, quasi im Vorbeigehen oder in unberechtigter Höhe, seien nicht möglich, so die Anbieter. Vor jedem Bezahlen muss das Kassenterminal entsprechend aktiviert und der Betrag vorgegeben werden.

Bis 50 Euro funktioniert die Bezahlung auch ohne Geheimzahl. Die Deutsche Kreditwirtschaft hat das Limit im April um 25 Euro erhöht. Kunden müssen aber weiter nach fünf Transaktionen oder nach einer Gesamtsumme von 150 Euro wieder die PIN eingeben.

Wer nicht kontaktlos zahlen möchte, kann die Funktion in der Regel bei seiner Bank auch deaktivieren.

Sicherheit

Ähnlich funktioniert das Bezahlen per Handy. Für Smartphones mit NFC-Funkchip gibt es dazu etwa Google Pay (Android), Apple Pay (iOS) oder Apps wie „Mobiles Bezahlen“ (Android) von den Sparkassen. In den Apps werden die Kreditkartendaten des Besitzers hinterlegt, bei „Mobiles Bezahlen“ ist auch die Girokarte möglich. Über die jeweiligen Karten wird dann bei jedem Bezahlvorgang das Geld abgebucht.

„Auch bei Bankgeschäften mit dem Smartphone sind die Apps der Kreditinstitute sicher gegen Angriffe geschützt“, sagt Rienecker. Sie erkennen mögliche Manipulationen und schalten dann automatisch ab. Wie gut das funktioniert, dürfte sich aber erst in Zukunft zeigen. Im Moment nutzen erst wenige Kunden solche Apps.

Sicherer als Bargeld sind Girokarte oder Handy allemal. Bei Verlust ist Bares weg. Handy oder Girokarte – auch die virtuelle in der App – können gesperrt werden. Bei Betrug ersetzt die Bank den Schaden, wenn der Kunde ihn zeitnah meldet und nicht grob fahrlässig gehandelt hat.

Die neue Vielfalt des Bezahlens bietet für jede Generation etwas: mobiles Banking für Jüngere, Online-Banking für Berufstätige und Bargeld für alle. Münzen und Scheine dürften aus alter Gewohnheit auch in Zukunft unersetzlich bleiben.

Zusatzkosten

Das Bezahlen mit Giro- oder Kreditkarte ist allerdings nicht immer kostenlos. Je nach Kontomodell können für sogenannte beleglose Zahlungen bis zu 0,70 Euro Gebühren pro Bezahlvorgang anfallen, ermittelte das Portal Biallo.de bei Sparkassen sowie Volks- und Raiffeisenbanken. Jedes zweite Institut erhebe Gebühren für bargeldlose Zahlungen, wenn der Kunde eines der günstigeren Kontomodelle hat. Bei den überregionalen Privat- und Direktbanken seien solche Gebühren nicht üblich, so das Portal.

Wer sein Handy verliert, muss den Bezahldienst bei Google oder Apple sperren und seine Kreditkarte beim jeweiligen Anbieter. Letzteres ist unter dem bundesweiten Sperrnotruf 116116 möglich.

Digitale Geldbörse: Die Bank in der Hosentasche

Bezahlen

Mit Google Pay oder Bezahl-Apps der Banken und Sparkassen kann man seit 2018 kontaktlos zahlen. Im Handy muss die Giro- oder Kreditkarte virtuell hinterlegt werden.

Überweisen

Dazu bieten fast alle Banken eigene Apps für mobiles Banking an. Mit ihnen hat man den Konto-stand immer im Blick, kann Geld überweisen oder Rechnungen einscannen.

Sicherheit

Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) rät zur Vorsicht bei mobilem Banking. Schwachpunkt bei Überweisungen per Handy sei, dass alles über ein Gerät erfolge. Beim sicheren Online-Banking sind zwei Geräte nötig – ein PC und meist ein Handy zum Empfang der TAN.

Im Internet shoppen: Weltweit einkaufen und online zahlen

Bezahldienste haben beim Online-Einkauf zwei Vorteile: Der Händler bekommt sein Geld sofort, kann die Ware versenden. Und: Der Käufer muss sensible Daten wie die Nummer des Kontos oder der Kreditkarte nicht den Händlern anvertrauen. Sie bleiben für alle Einkäufe beim Bezahldienst.

Fast alle großen Onlineshops akzeptieren mittlerweile verschiedene Zahlungsdienste. Die absolute Nummer eins unter diesen ist „Paypal“, das in Deutschland etwa 20 Prozent aller Onlinekäufe abwickelt. Hier muss der Kunde zunächst ein Konto eröffnen. Kauft er etwas in einem Onlineshop, loggt er sich über sein Paypal-Konto ein, um dort den Kauf zu bestätigen. Paypal überweist sofort den Betrag an den Händler. Das Geld holt sich Paypal vom Nutzer zurück, entweder über das Girokonto oder über die Kreditkarte, je nachdem, was dieser bei der Kontoeröffnung hinterlegt hat.

Die deutsche Konkurrenz der Banken und Sparkassen heißt seit 2015 Paydirekt. Vorteil: Der Dienst ist eine Zusatzfunktion des Girokontos, alle Daten liegen auf deutschen Servern. Nachteil: Paydirekt wird von weniger Händlern akzeptiert, ist nur für Einkäufe in Deutschland gut geeignet.

Die kleinen Paypal- Schwestern „Paydirekt“ und „Giropay“ verschmelzen gerade, es wird wohl nur Giropay übrig bleiben. Etwas weiter verbreitet sind „Klarna“ und „Amazon Pay“, die nach dem gleichen Prinzip arbeiten.

Es gibt also zahlreiche Anbieter. Ob und welche man nutzt, ist Geschmackssache. Der Hauptvorteil ist sicher die Bequemlichkeit. Man erspart sich das immer neue Eintippen von Karten- oder Kontodaten.

Achtung: Gläserner Kunde

Hat man sich einmal registriert, übernimmt der Zahlungsanbieter die Abwicklung des Vorgangs. Einige Dienste übermitteln dabei die Kunden-Kontodaten an die Händler. Teilweise erfährt der Zahlungsdienstleister auch den Warenkorb jedes Einkaufs – man wird also zum „gläsernen Kunden“. Wer das nicht will, sollte sich vorab genau informieren, welche Daten beim Bezahlen jeweils hin- und herwandern!