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Unfall- oder BU-Versicherung: Welche ist besser?

Berufsunfähigkeitspolicen sind teuer und manchmal schwer zu bekommen. Die weitaus günstigere Unfallversicherung tut es häufig auch.

© Lucian Alexe

Jedes Jahr werden in Deutschland über vier Millionen Menschen wegen Rücken- und Gelenkerkrankungen behandelt. Das sind vier Millionen Kandidaten, die mit einer BU-Versicherung Probleme hätten.

Steht eine solche Behandlung erst einmal in der Krankenakte, entpuppt sich die Gesundheitsprüfung als unüberwindliche Hürde. Allenfalls gegen einen teuren Risikozuschlag ist eine Police möglich.

Versicherungsvertragsgesetz

Hineinzukommen ist das eine, am Ende eine Rente zu bekommen das andere. Im Ernstfall sträuben sich die Assekuranzen gerne.

Auch wenn sie sich seit dem 1.1.2008 wegen des reformierten Versicherungsvertragsgesetzes mit dem Argument der »vorvertraglichen Anzeigenpflichtverletzung« nicht mehr ganz so leicht aus der Leistungspflicht herauswinden können, wird auch künftig die private Berufsunfähigkeitsrente nicht selten erst vor Gericht erstritten werden müssen.

Vorsicht: Noch bis Ende 2007 hatte daher der Bund der Versicherten dringend dazu geraten, alle noch so kleinen gesundheitlichen Probleme im Antrag anzugeben, weil schon eine einzige falsche Antwort den Versicherungsschutz kosten konnte.

Jetzt empfiehlt er: Keine Antwort ohne Frage. Was der Versicherer vergisst zu fragen, kann er im Nachhinein nicht mehr zum Nachteil des Antragstellers auslegen. Ein echter Gewinn im Poker zwischen Kunde und Versicherung.

Berufsunfähigkeitsversicherung

Je früher eine Berufsunfähigkeitsversicherung abgeschlossen wird, desto weniger Vorerkrankungen hat man gewöhnlich und umso niedriger ist die Prämie.

Erste Unternehmen bieten deshalb schon Schülern, Studenten und Azubis ab 15 Jahre BU-Policen an. Für junge, gut ausgebildete Leute ab Jahrgang 1961 ist die BU-Versicherung interessant geworden, seit für sie die gesetzliche Absicherung weggefallen ist.  

Alternative

Gleichwohl ist die BU-Police teuer und kompliziert. Wer keinen Berufsunfähigkeitsschutz bekommt oder die hohen Prämien von mehreren hundert Euro im Jahr nicht bezahlen will, für den kommt die private Unfallversicherung in Frage. Die gibt es schon ab hundert Euro im Jahr.

Extra-Leistung

Aber nicht nur die günstigere Prämie ist ein Argument. Neuerdings zahlen Unfallversicherer in den Top- und Premium-Tarifen mehr, als in den Allgemeinen Unfallbedingungen festgelegt ist.

Also nicht nur nach Stürzen und Sportverletzungen, sondern auch bei Gesundheitsschäden eines durch Herzinfarkt oder Schlaganfall hervorgerufenen Unfalls, bei Infektionskrankheiten, Borreliose durch Zeckenbiss, bei Vergiftungen und Folgen einer Gewalttat.

Es gibt außerdem zielgruppenspezifische Angebote mit erweitertem Leistungsangebot (z.B. den Frauenunfall-Tarif Selekta von Generali). Hier sind sogar frauentypische Krebserkrankungen mitversichert.

In Komfort-Tarifen werden von den Versicherungen auch Assistance-Leistungen wie z.B. ein persönlicher Unfallmanager angeboten. Alte Verträge bieten den erweiterten Schutz übrigens nicht. Umstellungen sind möglich.

Weitere Vorteile

Pluspunkte der Unfall- gegenüber der Berufsunfähigkeitspolice sind neben der geringeren Prämie der unproblematische Vertragsabschluss und die Gliedertaxe. Sie gilt als objektive Berechnungsgrundlage der Invaliditätsleistung. Das heißt: weniger Stress mit Gericht und Gutachter.

Nachteile

Psychische Erkrankungen, Erkrankungen des Bewegungsapparates, Burn-out-Syndrom, Allergien, Störungen des Herz-Kreislauf-Systems usw. sind über eine Unfall-Police nicht versicherbar.

Wer glaubt, die gesetzliche, für Arbeitnehmer obligatorische Unfallversicherung allein decke alles ab, der irrt. Diese greift nur bei Arbeits- und Wegeunfällen, nicht bei Sport- und Freizeitunfällen.

Zahlen belegen andere Gefahren: Bei Gartenarbeit kommt es zu 200000, beim Heimwerken zu 300000 Unfällen jährlich.

BU-Zusatzschutz

Behandlungskosten sind immer von der Krankenkasse abgedeckt. Beim Zusatzschutz geht es allein darum, Erwerbsausfälle durch Krankheit oder Unfallfolgen auszugleichen.

Wer sich zu einer Berufsunfähigkeitsversicherung entschließt, sollte sich für die Variante »Risikolebensversicherung mit BU-Zusatzschutz« statt einer reinen Berufsunfähigkeitspolice entscheiden.

Allerdings lässt sich keine höhere Rente vereinbaren als das nachgewiesene Nettoeinkommen. Besonders bei Selbstständigen wird hier die genaue Einkommenssituation überprüft.

Als Überschusssytem wählt man am besten die sogenannte Beitragsverrechnung. Dabei werden durch Überschüsse die Beiträge unmittelbar vermindert. Fehlt für eine hohe BU-Rente bei Vertragsbeginn das Geld, dann unbedingt auf die Nachversicherungsgarantie achten, die unter bestimmten Umständen (Heirat, Karriere­sprung, Geburt eines Kindes) eine spätere Rentenerhöhung ohne erneute Gesundheitsprüfung erlaubt.

Unfall-Schutz

Generell muss man sich bei einer Unfallpolice für eine bestimmte Versicherungssumme (z.B. 100000 Euro) entscheiden. Empfehlenswert außerdem die Festlegung einer Progression (z.B. 500%%). Das ist günstiger als eine höhere Summe ohne Progression.

Bei Vollinvalidität wird nämlich die Auszahlungssumme mit der Progression multipliziert (Unser Beispiel: 500% Progression = 100000 Euro mal 500 = 500000  Euro). Das ist besonders Selbstständigen zu empfehlen, die außerdem auch auf ein hohes Krankentage- und Genesungsgeld achten sollten.

Fazit

Wer so gesund ist, dass er eine Berufsunfähigkeitsversicherung abschließen und bezahlen kann, für den ist diese Police allererste Wahl, denn sie zahlt, wenn der aktuelle Beruf wegen aller erdenklichen Ereignisse nicht mehr ausgeübt werden kann. Wer keinen Schutz bekommt oder die Kosten scheut, sollte eine Unfallpolice mit guten Leistungen abschließen.

Policen im Detail

Berufsunfähigkeitspolicen

Prämienhöhe wird bestimmt von

  • Alter/Geschlecht
  • Beruf
  • Gesundheitszustand
  • Laufzeit/Zahlweise
  • Rentenhöhe
  • Hobbys
  • Zahlt erst ab Invalidität von 50%

Vertragslaufzeit

Eine Police sollte möglichst bis zum 65. Lebensjahr laufen, damit zwischen Rente und Arbeit keine große Lücke klafft.

Flexibilität

Gute Policen erlauben eine Erhöhung der Berufsunfähigkeitsrente während der Vertragslaufzeit ohne erneute Gesundheitsprüfung. Besonders wichtig für Berufsanfänger, die mit niedriger BU-Rente starten.

Alter

Je früher der Einstieg, desto günstiger die Prämie. Einige Versicherer bieten sogar Schülern und Studenten schon BU-Schutz zu besonders günstigen Einstiegsprämien.

Überschussbeteiligung

Es gibt verschiedene Überschuss-Systeme: Bonussystem, Schlussüberschuss, Beitragsverrechnung. Letztere senkt sofort die monatliche Belastung.

Sechs-Monats-Prognose

Die Berufsunfähigkeit wird vom Versicherer anerkannt, wenn ein Arzt sie für voraussichtlich sechs Monate prognostiziert.

Meldefrist

Wird die Berufsunfähigkeit verspätet gemeldet, leistet der Versicherer bis zu drei Jahre rückwirkend.

Arztanordnungsklausel

Versicherer verlangen zum Teil, bestimmten ärztlichen Anordnungen Folge zu leisten. Gute Anbieter verzichten darauf.

Gesundheitsfragen

Versicherte müssen nur noch Fragen beantworten, die konkret gestellt werden. Der Zeitraum der Gesundheitsgeschichte sollte nicht zu weit zurückliegen.

Verweisung

Gute Versicherer verzichten, unabhängig vom Alter des Versicherungsnehmers, auf die abstrakte Verweisung auf einen anderen Beruf, der evtl. noch ausgeübt werden könnte.



Unfallpolicen

Prämienhöhe wird bestimmt von

  • Versicherungssumme
  • Progression
  • Beruf/Alter (nur bei Mitversicherung von Kindern in der Familienpolice und für spezielle Seniorenangebote)
  • Assistance-Leistungen
  • Genesungs-/Krankengeld
  • Todesfall-Leistungen
  • Zahlt schon bei geringem Invaliditätsgrad

Rente oder Kapital

Stellt sich innerhalb eines bestimmten Zeitraums (zwischen 6 und 12 Monaten) nach einem Unfall heraus, dass ein dauerhafter Körperschaden bleibt, dann wird nach Gliedertaxe eine monatliche Rente und/oder Kapitalzahlung gezahlt.

Todesfall

Führt ein Unfall innerhalb eines Jahres, gerechnet vom Unfalltag an, zum Tod, so wird an den Bezugsberechtigten die vereinbarte Todesfallsumme ausgezahlt.

Tagegeld

Kann ein Verletzter unfallbedingt seinen Beruf vorübergehend nicht ausüben, bekommt er für einen festgelegten Zeitraum (längstens ein Jahr) Tagegeld gezahlt.

Krankenhaustagegeld

Wer wegen eines Unfalls im Krankenhaus verbleiben muss, bekommt für die Dauer des stationären Aufenthalts das vereinbarte Krankenhaustagegeld.

Genesungsgeld

Im Anschluss an den Krankenhausaufenthalt wird für die gleiche Anzahl von Tagen Genesungsgeld gezahlt.

Assistance-Leistungen

Zusätzlich zu den oben genannten finanziellen Leistungen gibt es auch die Möglichkeit, Hilfestellungen, z.B. im Haushalt, mitzuversichern.

Premium-Schutz

Extra-Leistungen bieten Premium- und Komforttarife: z.B. Komageld, Beitragsbefreiung bei Arbeitslosigkeit, kosmetische Operationen, Kurkostenbeihilfe.

VERGLEICH

  Unfallversicherung Berufsunfähigkeitsversicherung
Für wen Für sportlich Aktive, für Hausfrauen, für Kinder und für alle, die wegen gesundheitlicher Beeinträchtigungen keinen oder nur teuren Berufsunfähigkeitsschutz bekommen. Für alle, die berufstätig sind oder sich in der Ausbildung befinden. Wichtig vor allem für alle mit eingeschränktem gesetzlichen Schutz (nach 1961 Geborene).
Leistung Unfall-Summe wird nur gezahlt, wenn ein Unfall die Ursache für den bleibenden Schaden war. Die Leistung erfolgt schon bei geringem körperlichen Schaden. Prozentuale Beeinträchtigung ist anhand der Gliedertaxe messbar. Die Ursache für die Berufsunfähigkeit spielt keine Rolle. Eine Berufsunfähigkeitsrente wird sowohl nach Unfall als auch nach Krankheit ab mindestens 50% Beeinträchtigung gezahlt. Der Rentenanspruch ist oft schwer durchsetzbar.
Alter/Laufzeit

Police kann von Geburt an abgeschlossen werden und bis ins hohe Alter bestehen bleiben. Laufzeit verlängert sich in der Regel jährlich um ein weiteres Jahr.

Berufsunfähigkeitsschutz gibt es frühestens ab 15 Jahre (nur einige Anbieter) für Schüler, Studenten, Azubis. Laufzeit bis 65 Jahre, bei einigen Anbietern nur bis 60, bei anderen bis 67 Jahre.

Gesundheitsfragen Nur wenige Fragen müssen beantwortet werden.

Viele Fragen zu zum Teil weit zurückliegenden Zeiträumen. Falsche Antworten können zur Leistungsfreiheit des Versicherers führen.

Prämie preiswert teuer
Im Angebot Unfallpolicen mit und ohne Beitragsrückerstattung, Kinder- und Seniorenunfallpolicen. Selbstständige Berufsunfähigkeitsversicherung oder als BU-Zusatzschutz zu Risikolebens-, Renten- und Lebensversicherungen, zu Riester-Verträgen.