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Streamingdienste 2022 im Vergleich: Neun Anbieter im Test

Das Internet beschert uns immer mehr Streamingplattformen. Wir haben neun Anbieter getestet. Doch nur eine verdient das Prädikat »sehr gut«.

© Oscar Nord

Der Kampf um die Gunst der zahlenden Zuschauer geht in die nächste Runde. Auf der einen Seite wollen noch mehr Anbieter mitmischen, auf der anderen Seite drehen die Kunden in Zeiten hoher Inflation jeden Cent zweimal um.

Guter Rat hat neun aktuelle Streamingdienste getestet. Neu dabei sind Disney+, Discovery+ und Sooner. TV Now firmiert jetzt unter RTL+, und aus Sky Ticket wurde WOW. Paramount+ startete erst am 08. Dezember 2022 und ist deshalb in diesem Test noch nicht dabei. HBO Max kommt nicht, weil die Filmrechte für den deutschen Markt noch bei Sky und RTL liegen, und Lionsgate+ (ehemals Starzplay) stellt seinen Dienst zum Jahresende schon wieder ein. Bleiben noch alte Bekannte wie Apple TV+, Prime Video, Joyn und Netflix. Beim Test standen vor allem Inhalte, Kosten, Bedienung und Bildqualität auf dem Prüfstand.

Die Bewertung des Angebots fiel der Jury schwer. Darüber, wie viele Filme, Serien oder Dokus ein Anbieter tatsächlich in seinem Portfolio hat, gibt es keine verlässlichen Angaben, und selbst wenn, ließen die sich kaum überprüfen. Der Rest bleibt Geschmackssache.

Serien, Filme und mehr

Film- und Serienfans kommen vor allem bei Prime Video, Netflix und WOW voll auf ihre Kosten. Das liegt auch an den hochkarätigen Eigenproduktionen, die nicht nur aus den USA, sondern auch aus Deutschland und anderen europäischen Ländern stammen. Bestes Beispiel: die vierte Staffel von »Babylon Berlin« mit Liv Lisa Fries und Volker Bruch auf WOW.

Das deutsch-französische Gemeinschaftsprojekt Sooner setzt voll auf europäische Filme und Serien, aber auch auf Dokus und Konzerte. Die kuratierte Auswahl ist allerdings nicht ganz so üppig.

Neuling Disney+ spielt dagegen ganz oben mit. Unter seinem Dach ist vom Blockbuster über Animationsfilme und familienfreundliche Serien bis zur Naturdoku alles vereint, was die Studios von Walt Disney, Pixar, Marvel, »Star Wars«, und National Geographic so hergeben. Um auch beliebte Klassiker exklusiv zu zeigen, kündigte der Konzern vormals anMitbewerber vergebene Lizenzen wie die für »Lost«, »Castle« oder »Desperate Housewives«, was bei der Konkurrenz doch einige Lücken gerissen hat.

Joyn und RTL+ bekommen schlechtere Noten, denn deren Mediatheken bieten wenig Material, das nicht schon aus dem Fernsehen bekannt oder später dort zu sehen ist. Eigene Serien und Shows sind eher die Ausnahme. Und auch Apple TV+ erhält in Sachen Inhalt nicht die volle Punktzahl. Sein Angebot ist ganz auf eigene Produktionen beschränkt.

Die Plattform Discovery+ ging Ende Juni mit Dokumentationen und Live-Sport an den Start. Zu den Themenwelten gehören Lifestyle, True Crime, Paranormales, Wissenschaft und Technik. Ein Fest für alle Freunde der non-fiktionalen Unterhaltung.

Kosten

Als einziger Anbieter im Test hat Discovery+ zwei Abo-Modelle, die sich weder inhaltlich noch in der Bildqualität, sondern nur in der Finanzierung unterscheiden. Das preiswertere Abonnement kostet monatlich nur 3,99 Euro, hier muss sich der Nutzer auf Werbeunterbrechungen einstellen. Fast alle Inhalte sind in Full-HD-Auflösung. Die werbefreie Variante kostet zwei Euro mehr. Wer einen Jahresvertrag abschließt, zahlt nur den Preis für zehn Monate, also 39,99 oder 59,99 Euro.

Tipp: Wer Joyn abonniert, und sei es nur zur Probe, erhält einen Gutschein für das erste Jahr Discovery+ mit Werbung. Lediglich eine Registrierung ist erforderlich.

Bildqualität: Aufschlag für bessere Bilder

Netflix bietet inzwischen sogar vier Abo-Modelle an, die sich nicht nur im Preis, sondern auch im Angebot und der Bildqualität unterscheiden. Das günstigste Monats-Abo kostet 4,99 Euro. Der Kunde kann damit nicht alle Inhalte nutzen, sieht die Bilder nur in Standard-Auflösung mit 720x576 Bildpunkten (SD) und muss Werbeunterbrechungen hinnehmen. Für 7,99 Euro fallen Werbung und inhaltliche Einschränkungen weg, und die Downloadfunktion kommt dazu. Die Bildqualität bleibt bei SD. Für alle, die mit Tablet, Smartphone oder kleinen TV-Geräten schauen, sicher kein Problem. Für 12,99 Euro darf sich der Nutzer über Bilder in High Definition mit 1920x1080 Bildpunkten (Full HD) freuen und auf zwei Geräten gleichzeitig streamen. Für 17,99 Euro lassen sich einige Inhalte auch in Ultra HD mit 3840x2160 Bildpunkten schauen und vier Streams gleichzeitig nutzen.

Bei WOW richtet sich der Abo-Preis nach dem Inhalt. Serienfans zahlen monatlich 9,99 Euro, Serien und Filme Kosten 14,98 Euro. Wer sich für Live-Sport, darunter einige Übertragungen der Fußball-Bundesliga, interessiert, zahlt 29,99 Euro im Monat.

Apple TV+ hat seinen Abo-Preis auf 6,99 Euro im Monat angehoben, liefert ausschließlich 4K/UHD-Bilder und lässt sechs Streams gleichzeitig zu. Kunden, die ein neues iPhone, die Apple-TV-Box oder einen Mac kaufen, können das Angebot drei Monate kostenlos nutzen. Zum Vergleich: Beim Test vor zwei Jahren war es noch ein ganzes Jahr.

Wer nicht bereit ist, für Inhalte zu zahlen, registriert sich und nutzt den kostenlosen Freevee Channel unter Prime Video oder die Gratisvariante von Joyn. Das Angebot ist nicht gerade berauschend. Blockbuster und aktuelle Serien darf man hier nicht erwarten. Dafür bekommt man ein Gefühl dafür, wie nervig Werbeunterbrechungen sein können.

Für die ordentliche Wiedergabe eines abgerufenen Films ist eine Internetbandbreite von drei Megabit pro Sekunde ausreichend. Für die Wiedergabe des Angebots in HD-Qualität sollten es mindestens sechs und in 4K/Ultra HD mindestens 15 Megabit pro Sekunde sein, sonst ruckelt das Bild oder bleibt einfach stehen, bis der Pufferspeicher wieder gefüllt ist.

Den Test haben wir mit einer Bandbreite von knapp 23 Megabit pro Sekunde begonnen. Keiner der Anbieter hatte damit Probleme. Die beste Bildqualität lieferten Apple TV+, Netflix, Disney+ und Prime Video. Das änderte sich beim Wechsel auf einen Zugang mit gemessenen acht Megabit pro Sekunde. Mit diesem Anschluss kann man sich das teure UHD/4K-Paket von Netflix sparen, und auch Apple TV+ und Disney+ laufen damit nicht rund.

Um festzustellen, ob der eigene Anschluss überhaupt für den ausgewählten Anbieter taugt, reicht es schon, ein bis zwei Trailer des Anbieters anzuschauen.

Technik

Beim Fernseher erfolgt der Zugang über eine App des Anbieters. Die Apps von Netflix, Disney+ und Prime Video haben fast alle großen Hersteller schon in ihre Smart-TVs integriert, einige sogar mit einer Extrataste auf der Fernbedienung für den schnelleren Zugriff. Unterstützt der Fernseher die Apps einzelner Anbieter noch nicht, hilft der Umweg über eine Streamingbox wie die Apple-TV-Box oder Chromecast mit Google TV.

Wer auch ein Tablet oder Smartphone nutzt, findet die Apps dafür zum kostenlosen Herunterladen im App Store oder bei Google Play.

Der Zugang am Computer erfolgt über gängige Internetbrowser wie etwa Firefox oder Safari. Spezielle Plug-ins sind bei keinem der Kandidaten nötig. WOW nutzt auch am Computer eine App, die jedoch erst dann startet, wenn der Nutzer sich über den Browser beim Anbieter angemeldet hat.

Kostenloser Testzugang und Zahlungsart

Mit zwei Ausnahmen ist der Zugang zum Kennenlernen in den ersten sieben, 14 oder 30 Tagen kostenlos. Netflix und WOW bieten keine Testphase an. Die Anmeldung ist bei allen Anbietern unkompliziert, fragt aber auch schon für den kostenlosen Testzugang alle Angaben zum gewünschten Zahlungsweg ab. Bezahlt wird per Kreditkarte, Guthaben, PayPal oder Lastschrift. Wer sich danach gegen ein Abonnement entscheidet, muss rechtzeitig kündigen, sonst startet das Abo automatisch. Das ist nicht weiter schlimm, denn alle Anbieter lassen sich monatlich kündigen.

Angebote der verschiedenen Dienste 

Der Abruf der Videos erklärt sich von selbst. Unterschiede gibt es in der Aufbereitung des Angebots, der Suchfunktion und der Anzahl der Klicks, bis der Film startet. In der Summe macht Netflix allen anderen immer noch vor, wie es geht. Das Angebot ist klar und intuitiv aufgebaut, zeigt Vorschautrailer schon dann, wenn der Cursor in der Angebotsliste über den Titel fährt. Extra gekennzeichnete Filme lassen sich zur Offlinenutzung auf das mobile Endgerät laden. Praktisch, falls es unterwegs kein WLAN gibt. Diese Funktion wird nur über die App angeboten und ist in der Regel zeitlich begrenzt. Sie taugt also nicht für die Anlage eines eigenen Filmarchivs. Discovery+ und Joyn bieten den Download nicht an. Apple und Prime Video müssen in Sachen Bedienung Punktabzüge hinnehmen. Hier sind Abo und Zusatzangebote der Plattform nicht klar getrennt. So fallen schnell Extrakosten an, ist ein Film für 4,99 Euro ausgeliehen oder für 13,99 Euro gekauft.

Die Streamingdienste bleiben eine spannende Alternative zum Fernsehempfang. Trotz gestiegener Preise findet sich für jeden Geschmack und Geldbeutel ein passendes Angebot. Den Testsieger Prime Video schlägt Netflix vor allem im Preis.

Test: Filme, Serien, Sport und Dokus aus dem Internet

  Angebot Preis Test Gesamtnote
      Angebot App Bedienung Bildqualität Download Kosten  
Apple TV Ist auf hochkarätige Eigenproduktionen wie »Shantaram«, »Ted Lasso« oder »The Morning Show« beschränkt. Bildqualität komplett in 4K (UHD). Aktuelle Blockbuster oder Serien im Shop sowie diverse Themenchannels kosten extra. Abo 7 Tage gratis, danach mit der Familienfreigabe für 6 Streams 6,99€/Monat o + + ++ ++ + 1,8
Discovery Plus Thematisch breit aufgestellte, teils exklusive Dokumentationen auf Abruf, Live-Sport und lineare Sender wie DMAX, Home & Garden und Eurosport. Live-TV mit Restart-Funktion. Noch keine Inhalte in 4K (UHD), Downloadfunktion fehlt. Abo 7 Tage gratis, danach für 4 Streams 3,99€/Monat oder 39,99€/Jahr, werbefrei 5,99€/Monat oder 59,99€/Jahr ++ + + + -- + 2,3
Disney+ Zeigt die beliebtesten Filme, Serien und Dokus von Disney, Pixar, Marvel, »Star Wars« und National Geographic exklusiv. Bildqualität, UHD-Auflösung ohne Aufpreis. Weist bei der Anmeldung nicht auf kostenlose Testphase hin; wer nicht aufpasst, startet gleich mit dem Abo. Abo 7 Tage gratis, danach für 4 Streams 8,99€/Monat oder 89,99€/Jahr ++ ++ o ++ ++ o 1,7
Joyn PLUS+ Kaum Exklusives in der Mediathek, dazu verpasste Sendungen der Seven.One Entertainment Group und TV-Programme wie 7Fun, Gold, K1 Classics oder Sport1+ imLivestream. Ausgewählte Sendungen vorab. Keine Downloadfunktion. Abo 7 Tage gratis, danach für 3 Streams 6,99€/Monat. Kostenlose Variante mit vielen Werbeunterbrechungen. o + + o -- o 3,0
Netflix Vor allem Serienfans kommen dank hochkarätiger Eigenproduktionen auf ihre Kosten. Es gibt inzwischen aber auch Spielfilme und Dokus. Bildqualität und Animation. HD und 4K (UHD) kosten extra. Kein Probeabo. 4,99€/Monat (mit Werbung, ohne Download), 7,99€ (mit Download), 12,99€ (2 Streams, Download, HD), 17,99€ (4 Streams, Download , UHD) ++ ++ + ++ + - 1,8
Amazon Prime Video Ist Teil des Premiumzugangs von Amazon. Im Abo gibt es neben dem üblichen Film- und Serienangebot auch hochkarätige Eigenproduktionen. Bildqualität, UHD-Auflösung ohne Aufpreis. Neu: Freevee. Aktuelle Blockbuster, Serien und diverse Themenchannels kosten extra. Abo 30 Tage gratis, danach für 2 Streams 8,99€/Monat oder 89,90€/Jahr ++ ++ + ++ ++ o 1,5 (Guter Rat Testsieger)
RTL+ Mischung aus Livestream und Mediathek der 13 RTL-Kanäle, darunter Geo und RTLup, plus Sportevents wie die UEFA Europa League. Recht üppige Mediathek, Bildqualität. 30 Tage Kündigungsfrist. Abo 30 Tage gratis, dann 4,99€/Monat (mit Werbung), 9,99€/Monat (2 Streams, werbefrei, Inhalte vor der TV-Ausstrahlung verfügbar, Download-Funktion) + ++ + + + o 2,0
Sooner Europäische Plattform für Filme, Serien, preisgekrönte Dokus und Konzerte von Arthouse bis zu Ikonen der Filmhistorie. Kuratierte Auswahl, sehr gute Bildqualität (HD), Discount für Studierende. Keine Inhalte in 4K (UHD). Abo 14 Tage gratis, danach für 7,95€/Monat, mit Jahresvertrag 4,99€/Monat oder Filme einzeln ab 1,95€ (für 72h) + ++ + + + + 1,8
WOW Inhalte des Entertainment- oder Cinema-Pakets von Sky live oder auf Abruf, dazu Bundesliga und Live-Sport. Top-aktuelles Material u. a. von HBO Max. Anders als Sky monatlich kündbar. Angebote, aber keine Gratis-Testphase. Kein 4K (UHD). Abo Serien 9,99€/Monat, Filme & Serien 14,98€/Monat, Sport 29,99€/Monat jeweils für 2 Streams

++

++ ++ + ++ - 1,7

Bewertungsskala: ++ + o – –– (»sehr gut« bis »mangelhaft«) 

TV-Tuning: Smarter streamen

Apple TV 4K

Die neue Streamingbox ist kompakter, preiswerter und leistungsstärker als das Vorgängermodell. Verbaut ist der schnellere und sparsamere A15-Bionic-Chip. Zudem unterstützt die Box die Standards HDR10+ und Dolby Vision, sodass die Nutzer Filme, Serien & Co. abhängig vom Anbieter immer in der bestmöglichen Qualität anschauen können. Die Siri-Sprachsteuerung funktioniert über die Fernbedienung. Preis Mit 64-GB-Speicher und Wi-Fi 169 Euro, mit 128-GB-Speicher, Wi-Fi und Ethernet-Anschluss 189 Euro

Chromecast

Im Vergleich zum Vorgänger hat der preiswerte Dongle jetzt mit Google TV ein echtes Betriebssystem. Erverschwindet hinter dem Fernseher am HDMI-Anschluss und unterstützt in der 4K-Version auch HDR10+ und Dolby Vision. Filme und Serien aus allen kompatiblen und abonnierten Diensten inklusive persönlicher Empfehlungen werden schon mit dem Startbildschirm angezeigt. Die Spracherkennung Google Assistant funktioniert über das Mikro der Fernbedienung. Preis HD-Variante 39,99 Euro, in 4K 54,99 Euro