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Prepaid-Karten: Handytarife aus dem Supermarkt

Eine gute Nachricht vom Oktober 2019: Etliche Handy-Guthabenkarten aus den Lebensmittel-Ketten haben nun ihre Tarife fast bis ins letzte Detail einander angeglichen.

© Daria Nepriakhina
Mit einer Handy-Karte aus dem Supermarkt kommen Sie überall weiter: Wir haben getestet, ob die Aktivierung reibungslos geht und ob es Fallstricke gibt.

Egal, welches Netz Sie bevorzugen, Telefónica, Telekom oder Vodafone: Es gibt für rund 8 Euro im Monat eine Telefon- und SMS-Flatrate und dazu 2 Gigabyte Internet. Sogar inklusive LTE, und auch EU-Roaming funktioniert.

So eine Karte kann man immer gebrauchen: als Urlaubsreserve, fürs Kind oder gegen Netzlücken unterwegs. Funktioniert also die Kette »Kaufen – registrieren – aktivieren«? Die Kleinarbeit dazu haben wir übernommen.

Unser Test umfasst alle Schritte vom Einkauf bis zur Inbetriebnahme. Und noch einen mehr, den wir später beschreiben. So viel vorab: Am Ende fanden wir mehr Unterschiede als erwartet. Der Preis ist also nicht alles.

Schritt 1: Kauf

Neben den Karten der reinen Lebensmittel-Discounter haben wir auch die von Congstar einbezogen. Diese hängen zum Teil neben den Discounter-eigenen Karten im Laden, auch in den Drogerien. Penny Mobil und ja! mobil (Rewe) sind als Produkt identisch. Damit kommen wir auf acht SIM-Karten.

Pluspunkte sammelten Congstar, Edeka und Kaufland schon im ersten Schritt: Nur dort nämlich können Sie sich selbst im Laden die Rufnummer aussuchen. Bei Rewe (ja! mobil) und Penny steht sie zwar auf der Packung, aber diese bekommen sie beim Kassierer. Und wer traut sich schon zu diskutieren, wenn er eine lange Kundenschlange hinter sich hat!

Schritt 2: Registrierung

Mit der frisch gekauften SIM-Karte haben wir uns nun an den Computer gesetzt. Als Allererstes müssen Sie sich nämlich mit Ihren Perso­nendaten registrieren. Vorher darf der Anbieter die Karte nicht aktivieren, denn ­anonyme Telefonnummern sind seit einigen Jahren in der EU nicht mehr zulässig.

Diese Computer-Prozedur (oder auch per Handy) war bei allen Karten im Schnitt nach zehn Minuten erledigt. Was aber, wenn Sie gar kein Internet nutzen? Dann bleibt nur Kaufland – der einzige Anbieter, der ein Formular zum Registrieren per Post beilegt.

Aber unser Test brachte schnell Entwarnung: Die zu erfassenden Daten sind nicht brisant (Adresse, Geburtsdatum, Ausweisnummer), deshalb können Sie auch einen Bekannten bitten, das für Sie am Computer oder Handy zu erledigen. Während dieser Erstregistierung müssen Sie entscheiden, ob Sie die spätere Identifikation Ihrer Person per Video-Telefonat oder auf einer Poststelle erledigen wollen. Wir empfehlen die Post. Dafür müssen Sie ein A4-Blatt ausdrucken.

Schritt 3: Identifizierung

Auf der Post wird Ihr Ausweis mit der angegebenen Anschrift verglichen. Die Post-Identifizierung, wochentags gegen 18 Uhr, ging rasch. Für alle acht Karten waren wir keine zehn Minuten im Kiez-Postladen. Lediglich der Mann am Schalter wunderte sich, was wir mit so vielen SIM-Karten anfangen wollen.

Schritt 4: Inbetriebhahme

Zurückgekehrt von der Post, war nun Warten angesagt. Kurz nach 20 Uhr, ungefähr zwei Stunden nach Verlassen der Postfiliale, traf die erste Bestätigungs-E-Mail ein: »Ihre SIM-Karte ist ab sofort benutzbar.« Innerhalb von zehn Minuten kamen fast alle restlichen Bestätigungen. Somit vergingen zwischen Kauf und Nutzbarkeit etwa vier Stunden. Nachzügler war Kaufland und schickte die Nachricht erst irgendwann nachts.

Schritt 5: Tarifwechsel

Nun folgte der eingangs erwähnte zusätzliche Schritt – ein rascher Tarifwechsel. Er ist einer der Vorzüge der Prepaid-Karten: Für Ihren ­Urlaub im EU-Ausland brauchen Sie etwas Reserve-Internet? Dann schalten Sie einen Tarif rauf (siehe Tarifstufen in der Übersicht links)! Sind Sie überwiegend zu Hause und gehen per WLAN über den eigenen DSL-Anschluss ins Web? Dann schalten Sie wieder einen Tarif runter!

Also haben wir bei allen Anschlüssen das erstgebuchte Tarifpaket gekündigt und auf einen anderen Tarif ohne weitere Kosten umgestellt. Das ging nach Einloggen per Internet sehr einfach und schnell.

Achtung: Aber gleich darauf traf uns der Schlag: Bei allen Karten im Telekom-Netz (Congstar, Edeka, ja! mobil, Penny, Norma) wird nämlich das laufende Paket durch einen Tarifwechsel brutal gestoppt. Die Restlaufzeit der 28 Tage ist verloren, und das dafür bezahlte Geld ist futsch, in unserem Fall das Startguthaben. Das empfinden wir als alberne Kundenfalle, und in un­serer Wertung um den Testsieger waren diese Karten aus dem Rennen.

Mobilfunk aus dem Supermarkt: Gleiche Preise, unterschiedliche Leistungen

ANBIETER KAUFPREIS STARTGUTHABEN NETZ TEST VORTEIL NACHTEIL FAZIT URTEIL
Aldi Talk 12,99 Euro 10 Euro oder mehr, wenn ein teurerer Tarif gewählt wird. Maximal 19,99 Euro für 6 GB Internet Telefónica Alle Schritte liefen schnell und reibunglos durch. Einzige kleine Unterbrechung war die Eingabe des PIN-Codes der SIM-Karte, den außer Aldi Talk kein Anbieter mehr voreinstellt Telefon-Kundendienst auch sonntags erreichbar; flexible Auswahl des Tarifpakets bei Inbetriebnahme Startpaket ist teurer als bei der Konkurrenz; Rufnummer steht nicht auf der Packung Sehr gut auf Kunden­bedürfnisse ausgerichtet und gutes Preis-Leistungs-Verhältnis Sehr gut (GUTER RAT-Testsieger)
Congstar 9,99 Euro Wird dem gewünschten Tarifpaket angepasst (bis zu 4 GB = 15 Euro) Telekom Der gesamte Prozess vom Kauf bis zur Aktivierung verlief reibungslos. Tarifwechsel dauert vier Tage bis Ausführung Telefon-Kundendienst auch sonntags erreichbar; 5-Euro-Tarif für Wenignutzer LTE-Nutzung nicht mit dem Guthaben aus dem Startpaket möglich (Im Tarif "Prepaid wie ich will" zwar möglich, aber dort als bloßes Internet-Kontingent); Versenden von SMS ist in keinem Tarifpaket inklusive; Ablauf eines aktiven Tarifpakets ist online nur umständlich zu ermitteln; Tarifwechsel dauert vier Tage; der Rest des laufenden Tarifpakets ist nach einem Tarifwechsel verloren.  Im Vergleich zu den anderen getesteten Karten deutlich schlechteres Preis-Leistungs-Verhältnis
 
Ausreichend
Edeka 9,99 Euro 10 Euro, ausreichend für den Tarif mit 1,5 GB Internet Telekom Ab Kauf bis zur Aktivierung schnell und unkompliziert. Die Benutzerführung im Internet ist überdurch­schnittlich gut Weitestgehend identisch mit dem Original der Prepaid-Karte der Telekom, bietet deshalb die technisch mögliche Höchstgeschwindigkeit im ­LTE-Internet Umständliche Passwort-­Regeln für den Online-Kundenzugang; bei Tarifwechsel geht der Rest des laufenden Tarifpakets ersatzlos verloren; Versen­den von SMS nur im teuren Tarifpaket (24,95 €) inklusive Deutlich schlechteres Preis-Leistungs-Verhältnis als bei der gesamten Konkurrenz Befriedigend
Ja! mobil / Penny 9,99 Euro Mindestens 10 Euro. Oder mehr, wenn ein teurerer Tarif gewählt wird. Maximal 19,99 Euro für 6 GB Internet
Netz: Telekom
Telekom Schnell, bis auf Kleinigkeiten. Der zu aktivierende Tarif lässt sich bei der Online-Registrierung frei wählen, unabhängig vom gekauften Startpaket Flexible Auswahl des ­Tarifpakets bei Inbetrieb­nahme;  4,99-Euro-Tarif für Wenignutzer Für Aktivierung ist ein beim Verkauf gedruckter zweiter Kassenbeleg nötig (Verlustgefahr!); Tarifwechsel dauert drei Tage, nach dem Tarifwechsel ist der Rest des laufenden
Tarifpakets verloren
Gutes Preis-Leistungs-Verhältnis, aber schwach beim Tarifwechsel Befriedigend
Kaufland 9,99 Euro oder 12,99 Euro 10 Euro oder 12,99 Euro, je nach Kaufpreis Telefónica Unkompliziert und überdurchschnittlich schnell. Nur die endgültige Aktivierung hatte einige Stunden Verspätung 4,99-Euro-Tarif für Wenignutzer mit flexibel nutzbaren Telefon- oder SMS-Einheiten; Rufnummer im Laden vorm Kauf   auswählbar, Registrierung auch ohne Internet möglich Endgültige Aktivierung dauerte im Test deutlich länger als bei der Konkurrenz; keine Tarifvariante für Vielnutzer (6 GB Internet); umständliche
Ansagen beim telefonischen Kundendienst
Liegt in allen bewerteten Kriterien vorn, lediglich das flexible Startguthaben einiger Anbieter fehlt Sehr gut
Lidl 9,99 Euro 10 Euro Vodafone Unkompliziert und überdurchschnittlich schnell. Die Kundenidentifizierung (Video oder Postident) lässt sich nicht wahlweise für beide Varianten auswählen. Um sie zu ändern, ist die Registrierung neu auszuführen 4,99-Euro-Tarif für Wenignutzer mit flexibel nutzbaren Telefon- oder SMS-Einheiten; telefonischer Kundendienst auch sonntags erreichbar, sehr gute Übersicht im Online-Kundenzugang Rufnummer steht nicht auf der Packung Ein ausgefeiltes Produkt mit hürdenfreien Abläufen im Test. Lediglich das fehlende flexible Startguthaben gegenüber der Konkurrenz wertet die Karte ein wenig ab Sehr gut
Netto 9,99 Euro 11 Euro Telefónica Alle Schritte vom Kauf bis zur Inbetriebnahme verliefen reibungslos Der Kunde bekommt einen zusätzlichen Euro Startguthaben als Reserve für die Anfangsschritte nach Inbetriebnahme; die sogenannte Drittanbietersperre lässt sich online ganz einfach einstellen Rufnummer steht nicht auf der Packung; SIM-Karten-Träger: Die Rufnummer ist ohne Null genannt, was für Uner­fah­rene zur Verwirrung führen kann. Außerdem steht der Name Netto nicht auf dem SIM-Karten-Träger, was später Verwechslungen begünstigt Ausgewogenes Produkt; der Zuschnitt auf die Kundenbedürfnisse ist aber nicht ganz so gut wie bei der Konkurrenz Gut
Norma 9,99 Euro 10 Euro Telekom Der Gesamtprozess verlief schnell und erfolgreich, aber mit kleinen Hürden behaftet Rufnummer steht auf der Packung Wartezeit beim Kauf im Laden: Die Karte muss erst hinten aus dem Büro geholt werden; umständliche Regeln für die Passwortwahl zum Online-Kundenzugang; bei einem Tarifwechsel geht der Rest des laufenden Tarifpakets
sofort ersatzlos verloren, Einzelverbindungsnachweis nur etwas umständlich nach Ausfüllen eines Formulars möglich
Gutes Preis-Leistungs-Verhältnis, aber Mängel beim Tarifwechsel. Auch insgesamt erscheint manches in der Gestaltung der Abläufe ein wenig lieblos Befriedigend